Vielleicht nicht mein weitester oder längster Flug. Aber sicherlich einer der intensivsten und schönsten, den ich in meinem Fliegerleben machen durfte ...
Fliegen ist ... (:-))))
.. .. . ... .... .. ... ......... Fortsetzung folgt ...
.. .... .. .. ....... ........ .............. .......... ...... ..........Ingo
Was für ein Tag am Tegelberg.
Als ich gegen 16:00 Uhr zum Startplatz komme, kann ich meinen Augen kaum trauen. Bei perfekten Wind- und Thermikbedingungen verlieren sich eine handvoll Piloten am Startplatz. Irgendwie habe ich so ein Gefühl, dass es einen openend Tag gibt. Ich mache gemütlich meinen NOVA MENTOR fertig und bin kurze Zeit später in der Luft.
Im Starbart an der gelben Wand geht es locker softig mit 1,5 Meter integriert nach oben. Bei 2200 Metern geht es ab in Richtung Buchenberg.
Eigentlich hab ich keine großen Streckenambitionen und will nur mal wieder einen schönen Sundowner Flug am Tegelberg machen. Das sich der späte Nachmittag so gut entwickelt, kann ja keiner ahnen. Zwischen Tegelberg und Schönleitnerschrofen treffe ich Alister mit seinen roten NOVA Tycoon. Wir können gemeinsam bis 2700 hochdrehen. So stell ich mir fliegen vor. Schöne ruhige Thermik und mit jemandem im Bart kreisen den man kennt. Wir machen zusammen 700 Meter Höhe und gleiten in Richtung Buchenberg los. Die Aussicht hier oben ist einfach nur fantastisch. Ich kann mich gar nicht satt sehen. Nach den letzten verregneten Wochen ist das genau das Richtige.
Zwischen Rohrkopf und Jagdberg sehe ich einen gelben Schirm in den Himmel steigen. Ich muss ein wenig suchen, dann geht es in einem Rutsch 1000 Meter nach oben. Das Vario schreit förmlich nach mehr. Ich stell meinen NOVA Mentor auf die Spitze. Es geht bis 2700 Meter an die Basis nach oben.
Hm was jetzt ? Nach Rieden ? Ist noch ein bissel früh um nach Hause zu fliegen. Auto steht ja auch am Tegelberg. "Na ja ... ," dann eine kleine Runde über den Säuling. Am Säuling kann ich 300 Meter machen.
Am Buchenberg haben wir noch ordentlich Höhe. Ich fliege zurück, da am Buchenberg in niedriger Höhe geflogen wird und die Trauchgauer den Tag über sehr selektiv waren.
Danach geht es zurück an den Westgrad. An der gelben Wand geht es super softig 1000 Meter höher. Ich kann die größte Höhe des Tages mit 2800 erreichen. Die Welt steht offen. Ich könnte fast heulen. Die paar Gleitschirme die noch am Tegelberg rumfliegen sind 500 Meter tiefer. Hier oben steigt und steigt es ... Eine wahnsinnige Aussicht, die Landschaft ist in helles Orange getaucht. Ab nach Rieden und hinter
unserem Haus landen. Ich lasse meinen NOVA Mentor auf meinen Heimatort gleiten. Die Speicherkarte meines Fotoapparates ist mittlerweile voll. So werden ein paar alte Bilder gelöscht. Ich kann ja nicht ahnen, das ich noch fast 2 Stunden in der Luft bin und das dies nicht die letzte Löschaktion war.
Über Rieden habe ich locker 1000 Meter. Mit so einer Höhe geht man doch nicht landen. Umgedreht noch ein bissel dieses gigantische Panorama unseres schönen Allgäu in mich aufsaugen. Die Speicherkarte wird mit Fotos gefüllt, der Mentor fliegt eh von alleine.
Ich denke mir im stillen, dass es noch zu schön wäre, an der Hornburg aufzudrehen und bis in den Sonnenuntergang zu fliegen. An der Hornburg soart ein Falke im Hangaufwind. Ich reihe mich bei ihm ein und wir soaren eine zeitlang miteinander. Der Aufwind ist nicht besonders breit. Nein, ich werde dich jetzt nicht fotografieren, ich will oben bleiben und kann das gefummel mit dem Fotoapparat jetzt gar nicht gebrauchen. 20 Minuten geht es in integrierten Nullschiebern, 50 Meter runter und 50 Meter hoch. Die Höhe kann ich halten, doch richtig rauf geht es nicht mehr. "Was tun ..." Mein Falke lacht sich bestimmt einen Ast, wenn er sieht wie ich mich in meinem Gurtzeug abmühe. Er macht einen Flügelschlag und ist ein paar Meter höher. Aus dem Augenwinkel sehe ich weiter rechts, die Unterseiten der Blätter der Laubbäume. Alles auf eine Karte gesetzt und den vermeintlich letzten Bart des Tages ansteuern. Siehe da, der Bart zieht. "Jetzt bitte, bitte nicht verlieren ..." Ich zirkel meinen Mentor vorsichtig in das beste Steigen. Mit 0,5 Meter geht es langsam nach oben. "Nur nicht verlieren ..." Ich kann ein paar Meter machen um sicher an den Westgrad zu kommen. "Puuuuh geschafft ..." Ich jubel innerlich, da ich jetzt allein auf weiter Flur bin. Alle andern sind gelandet, ich habe den Tegelberg für mich alleine.
Jetzt beginnt der vielleicht schönste Teil des Fluges. Am Westgrad kann ich Startplatz Höhe machen. Ein kurzer Abstecher zum Säuling bringt nicht mehr die erhoffte Höhe. Zurück zum Westgrad. Dort kann ich etwas aufsoaren. Weiter östlich oberhalb der Skischneise steht der Wind voll drauf. Ich kann den Tegelberg Grad bis zum Kreuz hochsoaren. " Ist das geil ..." Sowas hab ich zuletzt vor 10 Jahren erlebt als ich mit meinem alten Kumpel Morschi in den Sundowner gesoart bin.
Am Säuling Grad sehe ich David soaren. Das Licht ist fantastisch. Ich spirale mich zu ihm runter und schieße ein paar Fotos.
Ein letztes Mal geht es zum Buchenberg. Am Schönleitner stellt sich ein Bart in die Quere, den ich nicht auslassen kann. Der Rest ist einfach fliegen lassen. Ich nehme die Hände von den Bremsleinen, mach es mir in meinem Gurtzeug richtig schön gemütlich und glotze einfach nur noch durch die Gegend. An der Hornburg soart immer noch mein alter Bekannter, der Falke. Ich habe genügend Höhe, dass ich auf den Westgrad springe und unser Schloss Neuschwanstein gebührend in Szene setzen kann.
Diesmal sollte es noch etwas besser werden. Es ist mittlerweile 19:00 Uhr. Ich bin recht konzentriert und merke gar nicht, dass sich ein Segelflieger zu mir gesellt hat. Wir kreisen eine zeitlang zusammen. Ich innen, er immer schön um mich rum. Überm Kreuz geht es nochmal richtig ab. Ich kann einen Bart ausgraben der mich bis 2400 nach oben bringt. Der Segelflieger kann nicht so eng zentrieren, ich steig ihm mit meinem Mentor davon.